Wer nicht fühlt, lebt nicht ‒ Der Workshop "Frauen und Gefühle im Konflikt"

Ein Beitrag von Jennifer Trierscheidt, Praktikantin beim FNF

Workshop FrauenundGefhleimKonflikt 05.05.2018 ifz 2Gefühle akzeptieren und als lebenswichtig anerkennen ‒ dies war nur einer der wichtigen Leitsätze, die Gudrun Knittel (Fotos) während des vierstündigen Workshops mit dem Titel „Frauen und Gefühle im Konflikt“ am 05. Mai deutlich unterstrich.
Der Samstagnachmittag war explizit für Frauen konzipiert worden und fand im Internationalen Frauenzentrum in Bonn statt. Im Kreis sitzend, waren für die Teilnehmerinnen gute Bedingungen geschaffen, um eine offene Atmosphäre zu bewirken. In der Mitte des Sitzkreises, und somit für alle gut sichtbar, lagen Postkarten mit den verschiedensten Motiven, Bildern und Fotografien (Foto links). Diese sollten am Ende noch eine Rolle für alle Anwesenden spielen.
Nachdem die Teilnehmerinnen sich kennengelernt hatten, tauschten sie sich sehr offen und ehrlich darüber aus, welche Rolle Gefühle in ihrem Leben spielen. Durch die Offenheit der Frauen gaben sie sich gegenseitig den notwendigen Raum, um sich ehrlich mit dem Thema Gefühle auseinandersetzen zu können.

Der Input der erfahrenen Trainerin machte eines ganz deutlich: alle Gefühle, die ein Mensch hat, sind wichtig und wertvoll, da sie letztlich immer Ausdruck von Bedürfnissen sind. Diese müssen von uns Menschen erkannt werden, um unsere Gefühle zu akzeptieren, wertzuschätzen und mit ihnen umgehen zu können ‒ positive genauso wie negative Gefühle.
Ein weiterer enorm wichtiger Aspekt, der herausgearbeitet wurde, war, dass Gefühle nicht vom Körper getrennt werden können. Mehr noch: Gefühle sind Veränderungen in unserem Körper. Was wir fühlen, drückt sich durch körperliches Empfinden aus. Und so kann es auch andersherum wahrgenommen werden: ein körperliches Empfinden wie Schmerz, dessen Ursache nicht gefunden wird, kann letztlich aufgrund eines Gefühls entstehen, von dem wir gegebenenfalls nicht einmal wissen, dass wir es haben.
Doch wie kann es sein, dass Menschen die Erfahrung machen, körperliche Beschwerden nicht unmittelbar in Zusammenhang mit emotionalen Empfindungen wie Stress, seelischen Schmerz etc. zu setzen? Es scheint an der Diskrepanz zwischen zwei Ebenen zu liegen: Gefühle stehen im Konflikt mit der sog. „objektiven Ebene“, die leicht erkennbar ist, zum Beispiel durch die Stimmlage eines Menschen, Mimik und Gestik oder dem Sach-Inhalt einer Aussage. Doch daneben gibt es die tieferliegende Ebene, auf der Bedürfnisse, Wünsche, Motive, Gefühle etc. zu finden sind. Es kann durchaus vorkommen, dass die objektive Ebene, insbesondere in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, erste Priorität hat. „Bleib doch mal sachlich“, heißt es dann, und Gefühle werden als Laster empfunden, die bei der Problemlösung Störfaktoren sind. Doch was verpassen wir eigentlich, wenn wir unsere Emotionen unter den Teppich kehren, stupide auf der „korrekten Sachebene“ beharren wollen und letztlich unsere Gefühle als nebensächlich abtun? Die Leiterin des Workshops machte uns Zuhörerinnen deutlich, wie wichtig es ist, beide Ebenen ernst zu nehmen ‒ weil uns unsere Gefühle zu lebendigen Wesen machen.  Workshop FrauenundGefhleimKonflikt 05.05.2018 ifz 1Wurde den Gefühlen erst einmal auf den Grund gegangen, wurden sie akzeptiert und versucht, mit ihnen umzugehen ‒ insbesondere mit negativen Gefühlen ‒ dann ist ein zweiter Schritt notwendig. Denn es reicht oftmals nicht, dass der Konflikt um Gefühle mit sich selbst ausgetragen wird. Die Kommunikation mit den Mitmenschen und das Eingestehen der eigenen Gefühle ist ein guter Weg, um sich in schwierigen Situationen auf der Gefühlsebene zurecht zu finden. Auch eigene Probleme zuzugeben, zu negativen Gefühlen zu stehen und sie auch vor Freunden oder Arbeitskolleginnen und -kollegen zu akzeptieren. Dieser Prozess spiegelte sich während des Workshops wider. Insbesondere durch die erfahrene Trainerin, die uns in jedem Augenblick des Workshops emphatisch und authentisch zugewandt war, setzten sich bei den Frauen innerliche Prozesse in Gang. Durch Reflexion der eigenen Verhaltensweisen sowie Gefühle wurden Einstellungen hinterfragt und geändert.

Zum Abschluss des Workshops sollten sich alle eine der auf dem Boden liegenden Postkarten aussuchen, um mit dem darauf abgebildeten Motiv ihren aktuellen Gefühlsstand auszudrücken. Es dauerte nicht lange, bis jede der Frauen ein passendes Motiv, Bild oder eine Fotografie für sich gefunden hatte und es schien, als hätten bereits diese vier Stunden dazu beigetragen, einen zielsicheren Weg zu den eigenen Gefühlen finden zu können.
Wir, die Frauen des FNF, bedanken uns vielmals bei der Trainerin Gudrun Knittel sowie bei allen Teilnehmerinnen für den offenen, ehrlichen und erfolgreichen Workshop!

14. Mai: Protest gegen Atomwaffen in Büchel – wer kommt mit?

Buechel 5

Die Atomwaffen sind immer noch da?! Dann müssen wir wohl weiter protestieren! Wie schon in den vergangenen Jahren (Foto: Büchel 2017) wird auch dieses Jahr eine Gruppe von FNF-Frauen zum Protest gegen die dort gelagerten US-amerikanischen Atomwaffen nach Büchel in die Eifel fahren. Wir schließen uns damit der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“ an, die von März bis August 2018 eine 20-wöchige Aktionspräsenz vor den Toren des Fliegerhorstes organisiert.

Wir werden voraussichtlich mit ein bis zwei Autos am Montag, dem 14.05.2018, gegen 10:15 Uhr von Bonn aus losfahren und abends wiederkommen. Weitere Mitfahrer*innen aus Bonn und/oder aus anderen Städten Deutschlands sind herzlich willkommen! Melden Sie sich/meldet euch dazu in der Bonner Geschäftsstelle.

Berthas 175. Geburtstag: Einladung nach Den Haag

Am 9. Juni 2018 wird an unterschiedlichen Orten der Welt der 175. Geburtstag Bertha von Suttners zum Anlass genommen, an diese mutige und kluge Pazifistin und Schriftstellerin zu erinnern. So auch in Den Haag, wo sie an den beiden wichtigen internationalen Friedenskonferenzen 1899 und 1907 prominent teilnahm. Die dort kürzlich gegründete Bertha-von-Suttner-Peace-Society richtet zusammen mit der österreichischen Botschaft in Den Haag ein interessantes Wochenende aus  (8.-10. Juni). Das FNF ist eingeladen, im Rahmen eines internationalen Austauschs zu Forschung und praktischer Friedensarbeit für und im Sinne der Pazifistin von den eigenen Aktivitäten zu berichten. Heide Schütz wird diese Aufgabe übernehmen. Mit im Team sind Daniela Leckler und Sibylle Böhler. Wir freuen uns, dass wir schöne Bertha-Zitatkarten und Bertha-Flyer zur Stele in Bonn im Gepäck haben werden.

Auch in Bonn gibt es Planungen, diesen Tag nicht einfach vorübergehen zu lassen, sondern auf ihn und die Jubilarin aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch noch einmal auf die großartige, von Daniela Leckler entwickelte E-Learning-Plattform Lernen mit Bertha aufmerksam machen: Mitmachen lohnt sich und macht Spaß! Geeignet für alle von 9-99 Jahren!

Das Theaterstück MOMENTUM – "Mehrsprachig gegen den Krieg"

„Einstimmig für den Frieden und mehrsprachig gegen den Krieg“ – so lautet der Untertitel des Theaterstücks MOMENTUM, das wir gemeinsam mit dem German Italian French Theater G.I.F.T. für 2019 planen. Ein großes, ehrgeiziges Projekt – aber auch ein wirklich tolles und vielversprechendes! Denn ein eindrucksvoller Theaterabend kann oft mehr bewegen als nüchterne Petitionen: Er spricht das Denken und das Fühlen gleichermaßen an und führt sGIFT Logoo zu einem Erkenntnisprozess: Krieg wird von Menschen gemacht – Frieden auch!

Das Stück thematisiert die 101 Jahre, die 2019 seit dem Ende des Ersten Weltkriegs vergangen sein werden. In der Produktion möchte das G.I.F.T. 100 Jahre Kriegsgeschichte als absurde Jahrmarktsveranstaltung präsentieren. Die Attraktionen stehen für böse Machtspiele, bei denen „Köpfe rollen“. Doch die Miminnen und Mimen stellen mehr und mehr ihre Funktion in Frage: Warum spielen wir eigentlich Krieg? Wir können doch genauso gut Frieden spielen! Schließlich verbindet uns alle eine tiefe Sehnsucht nach Frieden – und die Fähigkeit dazu!

Mit der Regisseurin des Ensembles, Eugenia Fabrizi, verbindet das FNF schon eine lange Geschichte: Bereits 2014, bei der Vernissage der Bertha-von-Suttner-Ausstellung „Ein Leben für den Fri
eden“, war Eugenia als Regieassistentin der studentischen Theatergruppe „Sub-Kultur“ maßgeblich an der begleitenden Theaterszene beteiligt. Nun gehen wir mit MOMENTUM ein neues gemeinsames Projekt an, für dessen Realisierung wir noch finanzielle Unterstützung in Form von Großspenden und Förderungen benötigen. Wer Ideen hat, an wen wir uns diesbezüglich wenden könnten, der*die melde sich gerne bei uns in der Geschäftsstelle. Bei Interesse schicken wir auch gerne weitere Informationen zum Projekt zu.

Die Uraufführung des Theaterstücks MOMENTUM ist - abhängig von den Förderzusagen - für die erste Jahreshälfte 2019 geplant. Der große Wunsch ist, dass das multinationale Ensemble mit dem „Friedens-Stück“ auf Deutschland-Tournee geht – und am liebsten noch über die Grenzen hinaus.

Anmerkung: Die ursprüngliche Idee war, dass das Stück "MOMENTUM" bereits bei den Bonner Friedenstagen 2018 aufgeführt werden könnte. Allerdings haben sich die Planungen im Laufe der ersten Monate in 2018 verschoben, sodass das Stück erst 2019 in Planung geht. Wir freuen uns aber, dass das G.I.F.T. auch schon zu den Bonner Friedenstagen 2018 zwei seiner Stücke aufführen wird - Infos dazu folgen in Kürze unter "Termine". Außerdem spielt das G.I.F.T. bereits bei der Bonner Theaternacht am Mittwoch, 9. Mai 2018, um 19:30 Uhr und 21:30 Uhr im Euro Theater Central das Stück "ZÄSUR". Weitere Infos hier: http://gift-theater.com/

 

Besuch aus Kenia: Tom Lolosoli in Bonn

 Am 20. April war es für Tom Lolosoli keine Besonderheit, dass sein Publikum im Internationalen Frauenzentrum in Bonn überwiegend weiblich war. War es doch seine Mutter, Rebecca Lolosoli, die 1990 in ihrem Heimatland Kenia das Frauendorf Umoja gründete. Und dabei hatte es zunächst gar nicht gut für Toms Besuch in Deutschland ausgesehen: der erste Antrag auf ein Visum wurde abgelehnt. Doch durch die Bemühungen der Organisationen Freundeskreis Umoja e.V., dem Frauennetzwerk für Frieden e.V. sowie dem InteTom Lolosoli 20.04.ifz Vortragrnationalen Frauenzentrum e.V. war eine Einreise im zweiten Anlauf endlich möglich.

Tom Lolosoli begann damit, die aktuelle Situation vor Ort im Samburu District zu schildern, das im Herzen Kenias liegt und an fünf weitere Countys grenzt. Die Grenzen gelten als Konfliktherde, denn hier herrschen Stammeskämpfe, Wilderei, das Festhalten an alten Traditionen – doch die Regierung leistet keine Unterstützung bei der Konfliktbeilegung. Zusätzlich zu den Grenzkonflikten bewirkt der Klimawandel durch noch knapper werdende Ressourcen Verteilungskämpfe. Weitere Friedensbedrohungen entstehen durch Armut, Bildungslücken, mangelnde soziale und gesundheitliche Sicherheit, kaum Beachtung der Menschenrechte, eingeschlossen die nicht existierende Gleichstellung der Geschlechter.

Und dennoch: nahe der südlichen Grenze Samburus liegt das Frauendorf Umoja, wo Rebecca Lolosoli und ihr Sohn Tom aktive Friedensarbeit leisten. Sie wissen, dass Frieden nur in einem ganzheitlichen Projekt möglich ist. Um Armut zu verringern,  müssen Jobs und Bildungsmöglichkeiten geschaffen werden (nicht nur, um Wissen zu erlangen, sondern auch soziale Kompetenzen). Wilderer sollen resozialisiert werden, um ihnen neue Perspektiven zu schaffen und dem Schrumpfen der Artenvielfalt Kenias entgegen zu wirken. Auch, um den Tourismus zu erhalten, der eine treibende Kraft des wirtschaftlichen Wachstums sein kann. Durch Friedensworkshops in Umoja lehren Rebecca und Tom, wie sinnvoll ein friedvolles Miteinander, Kooperation statt Stammeskämpfen und Viehdiebstahl, ist. Tom vereint bei Meetings die junge Elite von Samburu. Sie entwickeln Friedenskonzepte und Möglichkeiten, um die Regierung zur Mithilfe zu bewegen. Obwohl es sich bei Umoja um ein Frauendorf handelt, ist Toms Stellung als Mann hier ganz entscheidend: durch seine Stimme kann sich insbesondere bei männlichen Mitbürgern Gehör verschafft werden. TroTom Lolosoli 20.04 ifz Gruppenfototz all der vorherrschenden Probleme und Konflikte lassen Tom und seine Mutter nicht von ihrer Friedensarbeit ab. Im Gegenteil, Rebeccas und Toms visionäre Arbeit bewirkt in Kenia einen bedeutenden Beitrag zur Entstehung einer Friedenskultur, deren oberstes Prinzip das Teilen, Sharing, beispielsweise von Wasser und Wissen, ist.

Der inspirierende Vortrag, der von Ise Stockums wunderbar übersetzt und vermittelt wurde (Foto oben), führte anschließend zu einer Diskussion unter den Zuhörerinnen und Zuhörern. Umoja scheint als ein Hoffnungsträger für Kenias Zukunft zu stehen. Heide Schütz unterstrich dies mit den Worten: „Frieden ist möglich!
An dieser Stelle möchten wir auf die Möglichkeit aufmerksam machen, den Verein Friends of Umoja zu unterstützen, um gezielt zur Entwicklungs- und Friedensarbeit in Kenia beizutragen.

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn