25-jähriges Jubiläum von Shanti Leprahilfe - Kathmandu

 Ein Bericht von Kira Lizza, Schatzmeisterin des FNF235916193 210951 angepasst

In diesem Jahr - um genau zu sein am 24. November –  lud die Shanti Leprahilfe zur Feier ihres 25-Jährigen-Jubiläums zu ihrem Partnerverein Shanti Sewa Griha nach Kathmandu ein. Die Organisation wurde gegründet von Marianne Grosspietsch, ihres Zeichens eine der 1000 FriedensFrauen und Ehrenmitglied im FNF. Da ich, wie es der Zufall so will, zu diesem Zeitpunkt in Nepal war, habe ich die Chance selbstverständlich genutzt, um die Jubiläumsfeier im Namen des FNF-Vorstands zu besuchen und einen Gruß aus dem Büro in Bonn zu überbringen.

Zunächst schien die Feierlichkeit allerdings unter keinem guten Stern zu stehen. Wegen der in Nepal stattfindenden Wahlen - die ersten Parlamentswahlen seit der Verfassungsgebung/ Konstitutionalisierung in 2015 - war für den besagten Tag eine Totalblockade (Banda) angekündigt. Bis zur letzten Minute wusste keiner, ob der Streik stattfinden wird und somit ein Besuch der Feier zu einer großen Herausforderung geworden wäre. Doch, typisch für Nepal, kam es nicht dazu. So konnte das zum größten Teil von den Volontär*innen und Schüler*innen von Shanti IMG 20171128 174841 507organisierte und aufgeführte Programm zu Ehren von Marianne Grosspietsch, sowie allen Unterstützer*innen, Helfer*innen, Freunden und Freundinnen und Mitgliedern der großen Shanti-Familie in einem Festzelt am Rande von Kathmandu stattfinden. Das Programm hatte von Theateraufführung, über Tanz und Gesang - darunter auch das Lied der Shanti-Familie - wirklich alles zu bieten. Sowohl die Zuschauer, als auch die Kinder auf der Bühne hatten sichtlich großen Spaß.

Daneben gab es aber auch sehr berührende Ansprachen für Marianne Grosspietsch und auch von ihr selbst. Die Mühe und Liebe, die in die Gestaltung des Tages gesteckt wurde, ließ schnell darauf schließen, wie viel davon auch in der gesamten Organisation steckt und dass dies voller Freude und Stolz gezeigt werden wollte.

IMG 20171128 174728 619Im Anschluss an die Feier lud mich Marianne gemeinsam mit den Volontär*innen und einigen Freund*innen zu einem grandiosen nepalesischen Barbecue ein. In dem wunderschönen Ambiente eines Hotels, das wie eine Ruheoase inmitten des manchmal viel zu lauten und schnellen Kathmandu gewirkt hat, ließen wir zusammen den Tag ausklingen. Dies gab mir die Gelegenheit, Marianne und die Shanti-Familie mit ihrem herzlichen Charakter weiter kennen zu lernen.

Ich freue mich sehr, dass ich an diesem Tag dabei sein konnte und möchte mich an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen für die Einladung bedanken. Das von Marianne Grosspietsch ins Leben gerufene Projekt und ihre Arbeit für Menschen mit Lepraerkrankung und andere hilfsbedürftige Menschen in Nepal hat mich sehr beeindruckt. Ich hoffe, dass diese Arbeit noch so lange, wie sie gebraucht wird, so wunderbar weitergeführt werden kann.

 

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Freiburger Friedenspreis geht an das Frauennetzwerk für Frieden

Das Frauennetzwerk für Frieden e.V. ist Co-Preisträger des Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreises 2017

Der Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreis 2017 der Freiburger INTA-Stiftung geht in diesem Jahr zur Hälfte nach Bonn. Das Frauennetzwerk für Frieden e.V. (FNF) wurde damit am gestrigen Sonntag für sein mehr als 20-jähriges Engagement für den Frieden ausgezeichnet. Co-Preisträger ist der Freiburger Friedensaktivist Christoph Besemer von der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden.
INTA Friedenspreisverleihung

In ihrer Laudatio betonte Ursula Sladek, Umwelt-Aktivistin und Mitbegründerin des alternativen Energieversorgers EWS Schönau, dass mit dem Preis nicht nur einzelne Frauen ausgezeichnet würden, sondern das Lebenswerk ganz vieler Frauen und Frauengruppen, die im Frauennetzwerk für Frieden organisiert sind. Sie erwähnte Leuchtturmprojekte des FNF wie die Lobbyarbeit für die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit oder die Erinnerungsarbeit an die erste weibliche Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Auch die lokale Friedensarbeit des FNF, etwa im Rahmen der Bonner Friedenstage, wurde gewürdigt. Sladek schloss ihre Laudatio mit dem Motto des FNF: „Kriege werden von Menschen gemacht. Frieden auch.“

 

Die Preisverleihung fand in festlichem Rahmen im Freiburger Szeneviertel Vauban auf dem Gelände einer ehemaligen französischen Kaserne statt. Heide Schütz, langjährige Vorsitzende des FNF, nahm den Preis für den Vorstand und die Mitgliedschaft des FNF in Empfang. Sie zeigte sich hocherfreut über die Auszeichnung: „Der Preis ist eine wunderbare Würdigung unserer Arbeit, die uns gerade zur rechten Zeit erreicht, denn unserem Verein steht ein Generationswechsel bevor. So verstehen wir die Auszeichnung der INTA-Stiftung gleichzeitig als Anerkennung der vergangenen Arbeit wie auch als Motivation für die künftigen Herausforderungen.“
                                                                                                                                                                           

Die INTA-Stiftung erinnert an das Lebenswerk des verstorbenen Schriftstellers und Meditationslehrers Werner Sprenger. Sie fördert Projekte für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit zum Ziel haben. Der Helga-und-Werner-Sprenger-Friedenspreis wird jährlich an Initiativen vergeben, die sich in besonderer Weise um die Förderung des Friedens verdient gemacht haben.

Das Frauennetzwerk für Frieden e.V. wurde 1996 in Bonn gegründet und ist ein bundesweites Netzwerk von Frauen und Frauenorganisationen, die sich lokal, national und international für Frieden, Abrüstung und Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Bereits 2014 wurde das FNF mit einem Preis der Stiftung Else Mayer in Bonn ausgezeichnet. 2016 erhielt Heide Schütz für ihr langjähriges Friedensengagement im FNF das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Bericht zur FNF-Mitgliederversammlung am Samstag, dem 18.11.17

Die diesjährige Mitgliederversammlung bildete den erfolgreichen Abschluss eines ereignisreichen Wochenendes. In gemütlicher Runde, bei der wir uns auch über unsere Gäste Anna Gyorgy (WLOE) und Katarina Marej (Referentin auf unserem Abendsymposium) freuen konnten, wurden bei den Vorstandswahlen einige Posten neu verteilt und angeregt über das alte und kommende Jahr im FNF diskutiert. Die zwei ehemaligen Praktikantinnen Kira Lizza und Jenni Ingenleuf wurden als neue Schatzmeisterin bzw. als weitere Beisitzerin gewählt. So kommt eine neue Generation in den Vorstand, was auf große Zustimmung stieß. Der alte Vorstand wurde bestätigt. Allen, die ihr Engagement und ihre Zeit für das FNF bereitstellen oder bereitgestellt haben, gebührt großer Dank!

MV 2017 Gruppenfoto
Bevor es dann zu den Aufgaben und Themen im neuen Jahr überging, wurde rekapituliert, was im letzten Jahr alles geleistet wurde. Nicht unerwähnt bleiben durfte hier natürlich das Abendsymposium „Vom Frieden her denken und handeln“ am Vorabend, aber auch vieles weitere wie der Abend mit Rebecca Lolosoli, die Bonner Friedenstage und die Friedensschifffahrt, das Philosophische Cafe in Berlin sowie das E-Learning-Projekt „Lernen mit Bertha“ der ehemaligen Praktikantin Daniela Leckler.

Anna Gyorgy vom Internetprojekt Women and Life on Earth nutzte die Gelegenheit, um eine Zusammenarbeit von Frauengruppen in den USA und Deutschland vorzuschlagen. Diese soll so aussehen, dass sich die Gruppen gegenseitig über die Aktivitäten der Friedensbewegung in ihren Ländern informieren, sodass der aktuelle Wissensstand erweitert wird und Kooperationen angeregt werden. Diese Projektidee wird auf jeden Fall weiterverfolgt. Auch das vorherige Abendsymposium gab einige Anregungen für neue Themen und Projekte. 2018 wird also garantiert wieder spannend und vielfältig!

Bericht zum Abendsymposium "Vom Frieden her denken und handeln" am Fr., dem 17.11.17

Lange haben wir darauf hingearbeitet und letzten Freitag war es endlich so weit: Unser Abendsymposium mit dem Titel „Vom Frieden her denken und handeln“ fand in schöner – oder besser gesagt: in einer von der Kultur des Friedens getragenen – Stimmung im Haus MIGRApolis statt. Der Raum war voll besetzt und auch viele junge Menschen waren da, um sich in mehr als vier Stunden dem Frieden von verschiedenen Perspektiven aus anzunähern. Sogar aus Münster und Aachen reisten Interessierte an. Da kann man wohl zu Recht davon sprechen, dass Frieden die Menschen bewegt!

Intensiv setzten sich alle Anwesenden mit der Thematik auseinander, wie man anstelle von Gewaltkultur(en) und militärischem Sicherheitsdenken den Frieden zum Leitbild des Denkens und Handels machen kann. Denn trotz vieler Beispiele aus der Friedensgeschichte wird in Schulbüchern und Medien nur von Kriegen und Kriegsherren berichtet. Daraus ergeben sich einige grundlegende Herausforderungen: Was heißt „Kultur“ überhaupt und was sind die Merkmale einer Friedenskultur? Wie kann man so eine Kultur verstärken? Muss man Konflikte aushalten? Was heißt „richtig“ streiten lernen?

Eindringlich und informativ beschäftigten sich die Referent*innen Beate Roggenbuck (Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, Köln), Katarina Marej (Doktorandin, Berlin), Dr. Susanne Jalka (Universität für angewandte Kunst Wien) und Prof. em. Peter van den Dungen (Universität Bradford) mit diesen Fragestellungen und gaben so viel Gesprächsstoff für die weitere Diskussion, die in der Frage gipfelte, wie der notwendige Paradigmenwechsel von einer Sicherheits- zu einer Friedenslogik vollzogen wird. Braucht es dafür ein Ereignis? Ein Erlebnis? Oder etwas ganz anderes?
Viele unterschiedliche Ansichten kamen in der Debatte zum Ausdruck. Dass dies einer Kultur des Friedens nicht entgegensteht, sondern sogar wünschenswert ist, machte Dr. Jalka deutlich: Frieden bedeutet nicht, dass wir alle dieselben Ansichten haben und alles harmonisch ist – das wäre kein Frieden, sondern „Friedhof“. In einer Kultur des Friedens zu leben, das beinhaltet, dass wir lernen, bewusst mit Spannungen und Konflikten umzugehen.

Beate

Peter und Jalka

 Katarina

 

 

 

 

 

 

Für all diejenigen, die leider nicht persönlich an dem Abend da sein konnten oder die sich noch einmal intensiver mit den Vorträgen auseinandersetzen wollen, haben wir eine gute Nachricht: Es werden sowohl eine schriftliche Dokumentation des Abends, als auch Videoaufnahmen der Referent*innen angefertigt und zur Verfügung gestellt! Wir werden euch natürlich informieren, sobald es Neuigkeiten gibt. Das Programm mit den Vorträgen könnt ihr hier herunterladen.

Philosophisches Café "Frauen stiften Frieden" - Kant lesen? Kant lesen!

Gesprächsrunde zu philosophischen, sozialen und politischen Aspekten einer grundsätzlichen Friedenspolitik.
Ein Bericht von Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V., zu dem Philosophischen Café vom 03.06.2017

Kant lesen?
Kant lesen!

Im Jahr 1795  veröffentlichte Immanuel Kant seine Schrift „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“. Diese Schrift war sofort ein großer Erfolg, sie wurde intensiv – auch kritisch – diskutiert und in viele Sprachen übersetzt. Und heute?

Heute in Zeiten einer dramatisch zunehmenden Bedrohung des Weltfriedens stellt diese Schrift eine erstaunlich aktuelle, philosophische Argumentation für die Herstellung und Wahrung von Frieden auf lokaler, regionaler und globaler Ebene dar. Die wichtigste Voraussetzung für Frieden ist nach Kant, die Zügelung der Macht auf der Grundlage von Absprachen und Regelungen unter den Menschen. Frieden ist kein Naturzustand, denn die menschliche Natur hat auch bösartige und grausame Züge. Der gesellschaftliche Zusammenhang aller Individuen ermöglicht es, Vereinbarungen, wie z.B. Gesetze, zu beschließen, mit denen ein Miteinander gestaltet werden kann. Ihre Einhaltung muss garantiert und immer wieder durchgesetzt werden.
Die drei Ebenen des Friedens beschreibt Kant in Form von  Präliminarien und Definitivartikeln und gibt seiner Schrift damit die Form eines Friedensvertrags. Sein Argument, dass der Frieden auf der Ebene des einzelnen Staats, mit dem Frieden zwischen den benachbarten Staaten und schließlich als Weltfrieden nicht von einander zu trennen sind, ist für uns längst eine unumstößliche Einsicht geworden. Nur so kann Nachhaltigkeit entstehen. Und das sind die Bedingungen für einen wirklichen Friedensschluss:

1.    Ein Friedensschluss darf nie mit der insgeheimen Absicht, Stoff für einen zukünftigen Krieg zu beinhalten, geschlossen werden.
2.    Kein Staat darf von einem anderen erworben werden können.
3.    Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören.
4.    Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.
5.    Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staats gewalttätig einmischen.
6.    Es soll sich kein Staat im Kriege mit dem anderen solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.

Hier kann nicht auf jeden einzelnen Punkt eingegangen werden. In unserer Zeit, in der verlogene Diplomatie, Denken in politischen Lagern, Interventionen aller Art, verbrecherische Waffenexporte u.a. fester Bestandteil von Politik sind, merken wir, wie fragil unser Frieden ist. Wir haben besonders den 6. Punkt  intensiv diskutiert. Wie viel Versöhnungsarbeit wäre nötig, statt alte Feindbilder immer wieder neu zu bedienen. Wenn die sechs Präliminarien nicht eingehalten werden, so Kant, dann haben wir keinen Frieden, sondern höchstens einen lumpigen Waffenstillstand, der jederzeit wieder zu einem neuen Krieg führen kann. Frieden muss gestiftet werden, er ist immer bedroht und muss immer hergestellt und bewahrt werden. Drei politische Voraussetzungen sind dabei unerlässlich:

1.    Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.
2.    Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein.
3.    Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein


Frieden erfordert nach Kant eine moralische Verfasstheit und Haltung, die u.a. auch Bertha von Suttner einfordert und die wir heute Friedensfähigkeit nennen würden. Mit scharfen Worten verurteilt Kant deshalb auch Machtmissbrauch, Zügellosigkeit und Menschenverachtung auf Seiten der Herrschenden. Frieden ist für ihn unauflösbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Er geißelt den Verkauf von Soldaten an andere Staaten ebenso wie die räuberische Ausbeutung von Menschen anderer Kontinente durch Kolonialherren.  Es ist immer wieder bemerkenswert, wie viel Aktualität in seinen Gedanken ist. Zu der für uns momentan so wichtige Frage des Umgangs mit geflüchteten Menschen führt Kant aus: „Es ist hier wie in den vorigen Artikeln nicht von Philanthropie sondern von Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings seiner Ankunft auf dem Boden eines anderen wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, solange er sich aber auf seinem Platz friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen. (...) Es ist ein Besuchsrecht, welches allen Menschen zusteht, sich zur Gesellschaft anzubieten vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde, auf der als Kugelfläche sie sich nicht ins Unendliche zerstreuen können, sondern endlich sich doch nebeneinander dulden müssen, ursprünglich aber niemand an einem Orte der Erde sein mehr Recht hat, als der andere.“

Zum Nachlesen: Immanuel Kant „Zum ewigen Frieden“

Das Philosophische Café findet in unregelmäßiger Folge im Alex-Treff, Berlin statt. Es wurde initiiert von Ruth Grünbaum, Baha’i Frauenforum und Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V.
Die Zusammenfassung gibt die während des Treffens diskutierten Themen wieder.
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      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn