Es fehlt nicht an Schwarzen, die sprechen, sondern an Weißen, die zuhören.
Aminata Touré, geb. am 15. November 1992, ist eine deutsche Politikerin der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Seit 2017 ist sie Mitglied und seit 2019 Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Damit ist sie die erste afrodeutsche und jüngste Vizepräsidentin in Deutschland. In der Debatte um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten am 25. Mai 2020 machte sie wiederholt auf Rassismus in Deutschland und Europa aufmerksam und forderte die Beseitigung von Rassismus auf allen Ebenen.
Die weltweiten Protest- und Solidaritätsbewegungen, die sich in Folge der gewaltsamen Ermordung des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd in den USA entwickelten, haben auch in Deutschland eine dringend notwendige Debatte über strukturellen und institutionellen Rassismus und rassistische Polizeigewalt entfacht.
Auch wir selbst als Friedensorganisation, die aus überwiegend weißen Zusammenhängen entstanden ist, müssen einen selbstkritischen Blick auf unsere Arbeit werfen und uns fragen, wie tiefgreifend wir selbst für rassistische Strukturen sensibilisiert sind und wie wir unsere Solidarität mit Schwarzen Bewegungen in Deutschland und weltweit zum Ausdruck bringen können. Denn auch Friedensarbeit kann rassistische Strukturen reproduzieren, unreflektiert dulden oder sogar ungewollt verstärken. Für unser Friedenszitat des Monats Juni haben wir deshalb einen Satz der Politikerin Aminata Touré gewählt: „Es fehlt nicht an Schwarzen, die sprechen, sondern an Weißen, die zuhören.“ Denn schon seit Jahrzehnten setzen sich BIPoc-Aktivist*innen und -Gruppen (BIPoC = Black, Indigenous and People of Color) in Deutschland dafür ein, Rassismus sichtbar zu machen und diesem entgegenzutreten. Viel zu lange wurden ihre Stimmen von der weißen Mehrheitsgesellschaft nicht gehört und/oder marginalisiert. In der aktuellen Debatte wollen wir daher insbesondere Schwarzen Aktivist*innen wie der Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette (Autorin von „exitRacism“ und Gastgeberin des „Tupodcast“), der Journalistin Alice Hasters (Autorin von „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“), der seit den 1980er Jahren tätigen Organisation ISD Bund e.V. Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und vielen weiteren zuhören, von ihnen lernen und uns selbst befähigen, Rassismus, da, wo er uns begegnet, zu erkennen, offen zu legen und ihm entschieden entgegenzutreten.