In welcher Beziehung stehen Geschlecht, Krieg, Gewalt und Frieden zueinander? Wie wirkt sich der Faktor Geschlecht auf Konzepte von „Sicherheit“ und Frieden? Warum sind Frauen nach wie vor kaum an Friedensprozessen beteiligt, obwohl sie sich seit Jahren in der Friedensbewegung engagieren? Um an solchen Fragen gemeinsam zu arbeiten, ist das Frauennetzwerk für Frieden Teil zweier Arbeitsgruppen zum Thema Gender.
AG GENDER UND FRIEDEN DES BSV
Die AG Gender & Frieden des BSV arbeitet zum Thema Geschlechterverhältnisse in der Friedensarbeit. Unter Geschlechterverhältnissen (auf englisch Gender) verstehen wir die soziale Konstruiertheit vieler angeblich „natürlicher“ Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Genderdimensionen haben eine große Bedeutung für Konfliktdynamiken, deshalb müssen Konflikte und gewaltfreie Lösungsansätze auch gendersensibel analysiert werden.
Wir beschäftigen uns mit folgenden Themen:
- Die Relevanz von Gender für den Sozialen Frieden, z.B. Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit als Voraussetzung für gesellschaftlichen Frieden, für die Friedensarbeit und in der Friedenswissenschaft, z.B. Gender und Herrschaftskritik etc.
- Die Differenzierungen von Männlichkeiten z. B. Gewalt gegen Männer (in Deutschland), männliche Verletzbarkeit und ihre Ausprägungen z.B. in Form von posttraumatischen Belastungsstörungen, das Phänomen der sog. Maskulinisten, die antifeministische Männerbewegung, die emanzipatorische Männerbewegung uvm.
- Prozesse der Entwicklung von Genderbewusstsein beobachten und dokumentieren, sowohl in Friedensorganisationen wie dem BSV, als auch in der Gesellschaft im Allgemeinen
- Argumentationshilfen entwickeln, um die Bedeutung der Genderfrage in Diskussionen innerhalb und außerhalb der Friedenscommunity überzeugend darlegen und (z.B. biologistische) Gegenargumente widerlegen zu können; Vorbild hierfür kann die Anti-Rechts-/ Anti-Faschismus-Arbeit sein
- Leitfaden/Beispielsammlung entwickeln zum Thema „Gender in der Friedensarbeit“ nach dem Vorbild der VENRO-Broschüre „Gewusst wie - Gender in der Entwicklungszusammenarbeit“
- Außen- und Selbstwahrnehmung von männlichen und weiblichen Politiker*innen im Bereich der Außen-, Sicherheits- und Friedenspolitik herausarbeiten
- Wahrnehmung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik als „männlich“ diskutieren; mögliche Konsequenzen für die Friedens- und Lobbyarbeit von NGOs bedenken
- Studien aus der Praxis zur Genderrelevanz in der/von Friedensarbeit zusammentragen bzw. vorantreiben
- Sprache Macht Geschlecht – Sprachrichtlinien zum Umgang mit Genderfragen entwickeln sowohl für die Diskussion innerhalb der AG als auch als Hilfe für Interessierte in der Friedenscommunity, die das Thema Gender in ihre Arbeit integrieren wollen (Regeln wie z.B. sich der eigenen Betroffenheit bewusst zu werden und diese auch zu thematisieren, gleichzeitig darauf zu achten, verletzende Begriffe und Totschlagargumente zu vermeiden, eine Atmosphäre des Vertrauens und des offenen Austauschs von biographischen Gender-Erlebnissen zu schaffen etc.); in diesem Zusammenhang erarbeiten wir verschiedene Strategien/Methoden, wie ein Einstieg in das Thema Gender in Friedensorganisationen gestaltet werden kann
Unsere Arbeitsziele sind der Austausch untereinander zu verschiedenen Themen, u.a. in Form von Inputs durch die AG-Mitglieder, Weiterleitung von relevanten Informationen (Literaturhinweise, Materialien, Tagungen etc. Wir wollen den eigenen Blick schärfen uns unsere Sichtweisen erweitern, dabei aber auch eigene biographische Erfahrungen bei unseren AG-Treffen einbringen. Uns ist es wichtig. Barrieren zu überwinden, sowohl in uns selbst, als auch in der Interaktion mit anderen, das heißt, dass wir eigene blinde Flecken bei uns entdecken und auch bei anderen ansprechen und thematisieren wollen. Unabdingbar für unsere Arbeit ist eine gute Vernetzung mit anderen AGs, Expert*innen und NGOs, die zu diesem Thema arbeiten. Zu nennen sind dort z.B. die VENRO AG Gender oder die geplante Gender-AG der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Wir arbeiten daran, einen Referent*innen/Expert*innen-Pool aufzubauen und wollen auch eigenen Output produzieren, indem wir Aufsätze, Leitfäden und Broschüren schreiben und Vorträge und Seminare erarbeiten und anbieten. Zielgruppe dieses Outputs wäre vor allem die sogenannte Friedenscommunity, also Friedensbewegung, Friedensforschung und Friedenspraxis.