Die Erfahrungen auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking mit den Schwerpunkten Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden gaben uns vor 20 Jahren den Anstoß zur Gründung des Frauennetzwerks für Frieden in Bonn. Seither setzen wir uns unermüdlich und in Kooperation mit vielen anderen Organisationen für eine friedliche und geschlechtergerechte Welt ein. Nun feiern wir Jubiläum und möchten zu diesem Anlass einen Blick darauf werfen, warum FrauenFriedensarbeit auch zwei Jahrzehnte nach Peking noch relevant ist – warum wir aber heute längst nicht mehr nur auf "die Frauen" schauen, wenn es um Geschlechterrollen im Kontext von Krieg und Frieden geht.
Aus diesem Anlass luden wir am 24.09.2016 alle Interessierten zu unserer Jubiläumsveranstaltung ein. Im Symposium setzten wir gemeinsam die Genderbrille auf: Wir wollten sichtbar machen und diskutieren, an welchen Stellen die Genderperspektive auf den unterschiedlichen Ebenen im Friedensengagement heute und in Zukunft eine Rolle spielt: in der deutschen und europäischen Friedenspolitik, in der Friedens- und Konfliktforschung, der Friedensbewegung und in der praktischen Friedensarbeit. Im Anschluss luden wir herzlich ein zur Feier unseres Jubiläums, mit Projekten, Geschichten und Einsichten aus der Friedensarbeit von Frauen, Musik und viel Gelegenheit zum Austausch beim abendlichen Buffet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Einladung mit Programm.
Kurzbericht zur Jubiläumsveranstaltung
20 Jahre Frauennetzwerk für Frieden e.V. – Mit der Genderbrille ins neue Jahrzehnt?
Dieser Beitrag wird auch im FriedensForum, Ausgabe 1/2017 erscheinen.
Gender und das Frauennetzwerk für Frieden, passt das zusammen? Heide Schütz, Vorsitzende des FNF, meint: „Natürlich! Das ist kein Widerspruch, sondern seit vielen Jahren ein wichtiges Thema für uns. Gender ist eine erweiterte Perspektive auf alle Geschlechter und das kann auch auf der Grundlage eines solidarischen, selbstbewussten „Frauenverständnisses“ geschehen.“ Genderfragen im Kontext von Krieg und Frieden sind zum Beispiel: Welche Rollen spielen Frauen und Männer in Kriegen, Konflikten und Friedensprozessen – und warum? Gibt es einen feministischen Friedensbegriff? Was bedeutet es, als weibliche Friedensfachkraft in einem Projekt in Afrika zu arbeiten? Und wie geht die Friedensbewegung mit Geschlechterfragen um?
Diese und weitere Fragen lockten am Samstag, dem 24.09.2016, mehr als 100 Besucherinnen und Besucher in die Räume der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in Bonn. Anlass für die Veranstaltung war das 20-jährige Jubiläum des Frauennetzwerk für Frieden e.V. (FNF). Auf dem Symposium „Fokus Gender im Friedensengagement: deutsche und europäische Perspektiven“ unter der Moderation von Oliver Knabe, Geschäftsführer des Forum Ziviler Friedensdienst, diskutierten die eingeladenen ReferentInnen die Bedeutung einer Geschlechterperspektive auf vier Ebenen des Friedensengagements: Friedenspolitik, Friedensbewegung, Friedens- und Konfliktforschung sowie praktische Friedensarbeit. Barbara Lochbihler, Mitglied des Europäischen Parlaments, ehemalige Geschäftsführerin von amnesty international Deutschland und ehemalige Generalsekretärin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (WILPF) in Genf, bot einen Überblick über diverse Dokumente und Initiativen zum Thema Frauen, Frieden und Sicherheit im Kontext der europäischen Friedens- und Sicherheitspolitik. Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), stellte aus Sicht der Friedensbewegung die Verknüpfung zwischen Antimilitarismus, post-kolonialen Strukturen und Geschlechterfragen her. Simone Wisotzki, Vorstandsmitglied der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), nahm die Teilnehmenden in die Welt der Wissenschaft mit und stellte die feministische Kritik an den Definitionen grundlegender Begriffe wie „Gewalt“ und „Frieden“ vor. Katharina Tangri, Rechtsethnologin und Friedensfachkraft, teilte ihre persönlichen Erfahrungen mit Geschlechterrollen in der praktischen Friedensarbeit in ihren Auslandsprojekten in Uganda und Kenia mit den Anwesenden.Gerade die Gesamtschau der vier Referate machte deutlich: Die sprichwörtliche „Genderbrille“ bringt auf allen Ebenen des Friedensengagements einen Mehrwert. Sie stellt bisherige Annahmen in Frage, erweitert den Blickwinkel und vervollständigt Analysen. Das abschließende Plädoyer der ReferentInnen, das Genderthema immer wieder auf die Tagesordnung zu bringen und die Vernetzung unter den Gender-Fachleuten in der Friedensszene weiter voranzutreiben, nahm das FNF gerne auf. Die Beiträge zum Symposium werden ausführlich dokumentiert und Anfang 2017 als Beilage zur Fachzeitschrift „Wissenschaft und Frieden“ erscheinen.
Durch die eindrücklichen Berichte wurde deutlich, wie wichtig FrauenFriedensarbeit ist – hier in Deutschland und weltweit in Krisengebieten und Entwicklungsländern. Auch das FNF möchte seine Arbeit im dritten Jahrzehnt seines Bestehens fortsetzen, ist dafür aber auf Verstärkung aus jüngeren Generationen angewiesen. Interessierte Frauen sind herzlich eingeladen, unter
Die Dokumentation ist inzwischen online als Dossier Nr. 84 in "Wissenschaft & Frieden 2017-1: Facetten des Pazifismus" erschienen und auch bei uns bestellbar.
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