Ein Beitrag von Jennifer Trierscheidt, Praktikantin beim FNF
Gefühle akzeptieren und als lebenswichtig anerkennen ‒ dies war nur einer der wichtigen Leitsätze, die Gudrun Knittel (Fotos) während des vierstündigen Workshops mit dem Titel „Frauen und Gefühle im Konflikt“ am 05. Mai deutlich unterstrich.
Der Samstagnachmittag war explizit für Frauen konzipiert worden und fand im Internationalen Frauenzentrum in Bonn statt. Im Kreis sitzend, waren für die Teilnehmerinnen gute Bedingungen geschaffen, um eine offene Atmosphäre zu bewirken. In der Mitte des Sitzkreises, und somit für alle gut sichtbar, lagen Postkarten mit den verschiedensten Motiven, Bildern und Fotografien (Foto links). Diese sollten am Ende noch eine Rolle für alle Anwesenden spielen.
Nachdem die Teilnehmerinnen sich kennengelernt hatten, tauschten sie sich sehr offen und ehrlich darüber aus, welche Rolle Gefühle in ihrem Leben spielen. Durch die Offenheit der Frauen gaben sie sich gegenseitig den notwendigen Raum, um sich ehrlich mit dem Thema Gefühle auseinandersetzen zu können.
Der Input der erfahrenen Trainerin machte eines ganz deutlich: alle Gefühle, die ein Mensch hat, sind wichtig und wertvoll, da sie letztlich immer Ausdruck von Bedürfnissen sind. Diese müssen von uns Menschen erkannt werden, um unsere Gefühle zu akzeptieren, wertzuschätzen und mit ihnen umgehen zu können ‒ positive genauso wie negative Gefühle.
Ein weiterer enorm wichtiger Aspekt, der herausgearbeitet wurde, war, dass Gefühle nicht vom Körper getrennt werden können. Mehr noch: Gefühle sind Veränderungen in unserem Körper. Was wir fühlen, drückt sich durch körperliches Empfinden aus. Und so kann es auch andersherum wahrgenommen werden: ein körperliches Empfinden wie Schmerz, dessen Ursache nicht gefunden wird, kann letztlich aufgrund eines Gefühls entstehen, von dem wir gegebenenfalls nicht einmal wissen, dass wir es haben.
Doch wie kann es sein, dass Menschen die Erfahrung machen, körperliche Beschwerden nicht unmittelbar in Zusammenhang mit emotionalen Empfindungen wie Stress, seelischen Schmerz etc. zu setzen? Es scheint an der Diskrepanz zwischen zwei Ebenen zu liegen: Gefühle stehen im Konflikt mit der sog. „objektiven Ebene“, die leicht erkennbar ist, zum Beispiel durch die Stimmlage eines Menschen, Mimik und Gestik oder dem Sach-Inhalt einer Aussage. Doch daneben gibt es die tieferliegende Ebene, auf der Bedürfnisse, Wünsche, Motive, Gefühle etc. zu finden sind. Es kann durchaus vorkommen, dass die objektive Ebene, insbesondere in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, erste Priorität hat. „Bleib doch mal sachlich“, heißt es dann, und Gefühle werden als Laster empfunden, die bei der Problemlösung Störfaktoren sind. Doch was verpassen wir eigentlich, wenn wir unsere Emotionen unter den Teppich kehren, stupide auf der „korrekten Sachebene“ beharren wollen und letztlich unsere Gefühle als nebensächlich abtun? Die Leiterin des Workshops machte uns Zuhörerinnen deutlich, wie wichtig es ist, beide Ebenen ernst zu nehmen ‒ weil uns unsere Gefühle zu lebendigen Wesen machen. Wurde den Gefühlen erst einmal auf den Grund gegangen, wurden sie akzeptiert und versucht, mit ihnen umzugehen ‒ insbesondere mit negativen Gefühlen ‒ dann ist ein zweiter Schritt notwendig. Denn es reicht oftmals nicht, dass der Konflikt um Gefühle mit sich selbst ausgetragen wird. Die Kommunikation mit den Mitmenschen und das Eingestehen der eigenen Gefühle ist ein guter Weg, um sich in schwierigen Situationen auf der Gefühlsebene zurecht zu finden. Auch eigene Probleme zuzugeben, zu negativen Gefühlen zu stehen und sie auch vor Freunden oder Arbeitskolleginnen und -kollegen zu akzeptieren. Dieser Prozess spiegelte sich während des Workshops wider. Insbesondere durch die erfahrene Trainerin, die uns in jedem Augenblick des Workshops emphatisch und authentisch zugewandt war, setzten sich bei den Frauen innerliche Prozesse in Gang. Durch Reflexion der eigenen Verhaltensweisen sowie Gefühle wurden Einstellungen hinterfragt und geändert.
Zum Abschluss des Workshops sollten sich alle eine der auf dem Boden liegenden Postkarten aussuchen, um mit dem darauf abgebildeten Motiv ihren aktuellen Gefühlsstand auszudrücken. Es dauerte nicht lange, bis jede der Frauen ein passendes Motiv, Bild oder eine Fotografie für sich gefunden hatte und es schien, als hätten bereits diese vier Stunden dazu beigetragen, einen zielsicheren Weg zu den eigenen Gefühlen finden zu können.
Wir, die Frauen des FNF, bedanken uns vielmals bei der Trainerin Gudrun Knittel sowie bei allen Teilnehmerinnen für den offenen, ehrlichen und erfolgreichen Workshop!