Ein Schreibworkshop in Leichter Sprache in Bonn? Das machte uns neugierig! Denn auch für uns beim FNF stellt sich immer wieder neu die Frage, wie wir unsere Inhalte vermitteln wollen und an welche Zielgruppe. Wir sind uns bewusst, dass gerade bei politischen Inhalten mit all ihren Fach- und Fremdwörtern, die bestimmte Kenntnisse voraussetzen, leider nicht immer alle Menschen mitgenommen werden. Deshalb machten sich unsere Praktikantin Franzi und unsere Geschäftsführerin Elise Anfang September auf nach Bonn-Tannenbusch zum Workshop des Netzwerk Antidiskriminierungsarbeit Bonn. Die Atmosphäre im bunten Haus Vielinbusch war sehr angenehm und produktiv. Die Teilnehmer*innen, teils aus städtischen Behörden, teils aus kleineren Vereinen und größeren Organisationen, waren fast alle Anfänger*innen auf dem Gebiet der leichten Sprache. Schon der kurze Überblick über die historische Entwicklung der Leichten Sprache war spannend: Leichte Sprache gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten. Sie wurde im anglo-amerikanischen Raum entwickelt, um Menschen mit Lernbehinderung die Teilnahme am öffentlichen Leben besser zu ermöglichen. Seit dem Jahr 2006 gibt es auch in Deutschland das Netzwerk Leichte Sprache, das sich für die Leichte Sprache einsetzt. Mittlerweile hat es die Leichte Sprache sogar in die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung der Vereinten Nationen geschafft. Auch Deutschland als Unterzeichnerstaat hat sich hierdurch dazu verpflichtet, die Leichte Sprache mehr und mehr im öffentlichen Raum einzuführen. Diesbezüglich gibt es aber noch große Lücken; die Stadt Bremen ist hier eine der Vorreiter*innen.
Die Übersetzung von sogenannter Schwieriger Sprache in Leichte Sprache ist gar nicht so einfach und erfordert viel Erfahrung und die Kontrolle durch eine Prüfgruppe, bestehend aus Personen z.B. mit Lernbehinderung oder mit nur geringen Deutschkenntnissen. Auch die Unterscheidung von Leichter Sprache und Einfacher Sprache ist essentiell. Im Gegensatz zu Leichter Sprache muss Einfache Sprache keine begleitenden Bilder beinhalten, nicht geprüft werden und darf insgesamt etwas komplexer sein. Leichte Sprache demgegenüber folgt klaren Regeln, die uns die Workshopleiterin sehr anschaulich darlegte. So sollen z.B. möglichst nur kurze Sätze und Aktivsätze verwendet werden. Der Konjunktiv und der Genitiv sollen vermieden werden. Als Hilfestellung gibt es mittlerweile Übersetzungshilfen in Buchform und auch im Internet, z.B. auf www.hurraki.de. Dort werden einzelne Begriffe in Leichter Sprache erklärt, auch Begriffe wie Krieg und Frieden sind dort zu finden.
Das war für uns vom FNF natürlich besonders spannend, denn als Praxisübung nahmen wir uns vor, eine kurze Selbstdarstellung unseres Vereins in Leichte bzw. Einfache Sprache zu übersetzen. Dies ist das Ergebnis:
Das Frauen-Netzwerk für Frieden
Das Frauen-Netzwerk für Frieden ist ein Verein.
Ein Verein ist eine Gruppe von Menschen, die zusammen für ein Ziel arbeitet.
Im Frauen-Netzwerk für Frieden sind wir ganz viele Frauen. Und wir arbeiten gemeinsam für den Frieden.
Frieden ist, wenn alle Menschen frei sind. Und wenn alle Menschen glücklich sind.
Im Frieden gibt es keine Kriege.
Manchmal ist Frieden gar nicht so einfach.
Oft gibt es schlimmen Streit oder Krieg.
Im Krieg gibt es Waffen und Gewalt und Feinde. Feinde versuchen sich gegenseitig zu töten.
Das finden wir traurig!
Deshalb arbeiten wir für den Frieden. Damit alle Menschen frei und glücklich miteinander leben können. Ohne schlimmen Streit, ohne Gewalt und ohne Kriege. Hier in Bonn und überall auf der Welt.
Unseren Verein gibt es seit mehr als 20 Jahren.
Wir arbeiten auch für Frauen-Rechte. Ein Recht ist, wenn man etwas darf.
Frauen und Mädchen dürfen oft weniger als Männer und Jungen. Frauen dürfen zum Beispiel in manchen Ländern nicht arbeiten gehen. Oder Auto fahren.
Das finden wir ungerecht! Das wollen wir ändern!
Denn alle Menschen sollen die gleichen Rechte haben: Frauen und Männer, Mädchen und Jungen.
Wir danken herzlich dem Netzwerk Antidiskriminierungsarbeit Bonn für die Ausrichtung des Workshops und nehmen viele wertvolle Anregungen in unsere Arbeit mit!