In der Tradition von FriedensFrauen wurde am 3.Februar 1996 trotz Eis und Schnee an einem privaten Esstisch in Bonn ein neuer Verein gegründet: Das Frauennetzwerk für Frieden. Auf nationaler Ebene sollten Frauenfriedensorganisationen und -gruppen, sowie aktive oder an der Friedensarbeit interessierte einzelne Frauen in einem Netzwerk zusammengebracht werden, um Friedensthemen aus der Perspektive der Frauen effektiver erarbeiten und in die Öffentlichkeit tragen zu können. Heute nennt man das „den Frauen eine Stimme geben“ und „die Friedensarbeit von Frauen sichtbar machen“. Name und Konzept „Netzwerk“ waren übrigens 1996 wenig verbreitet, eher avantgardistisch im Gegensatz zu heute.
Einige der Frauen hatten bereits Erfahrung in der Frauen-Verbandsarbeit, was sehr hilfreich war. Als Satzungsziele nannten wir Versöhnung und internationale Verständigung, ohne zu ahnen, dass dies Kernbegriffe zur Erlangung der Gemeinnützigkeit waren!
Nachdem alle Vorstandsfunktionen besetzt waren, konnte die Arbeit beginnen, aber der Aufbau des eigentlichen Netzwerkes war eine Puzzlearbeit – ohne Internet, Suchfunktionen, Emails etc. – und ist natürlich nie abgeschlossen.
Inhaltlich und personell bestand zunächst eine Anknüpfung an die Arbeitsgruppe 11 „Frauen und Frieden“, die von der Bundesregierung zur Vorbereitung der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking/Bejing zugelassen war. Obwohl sehr divers, war es trotz der unterschiedlichen Milieus in dieser AG gelungen, einen gemeinsamen Friedensbegriff zu formulieren. Darauf konnten wir aufbauen. Durch viele Gespräche mit Delegierten aus Deutschland und im internationalen Friedenszelt war der Wunsch zur Gründung eines solchen Friedensnetzes von Frauen entstanden. Ein wichtiger Impuls kam für mich, später Vorsitzende des FNF, durch das Banner am Friedenszelt: “Change the Culture of War to a Culture of Peace“ – Verändert den Kult des Krieges hin zu einer Kultur des Friedens! Aus diesem Konzept zur Entwicklung einer Friedenskultur sind später Seminare, Projekte und neue Vereine entstanden. In den letzten Jahren wurde dann auch die Anti-Kriegsarbeit mit einbezogen, soweit es unsere Ressourcen erlaubten und erlauben.
Was bewegt mich nach 25 Jahren Friedensarbeit in diesem Netzwerk? Große Dankbarkeit und Freude über all die vielfältige Unterstützung – manchmal sogar in letzter Minute –, ohne die das Frauennetzwerk für Frieden sich nicht hätte entwickeln können. Viel ehrenamtliche Arbeit des Vorstands und aus dem Kreis der Mitglieder war nötig bei immer knappen finanziellen Ressourcen.
Aber der wichtigste Eckstein neben einem Vorstand, der vertrauensvoll zusammen gearbeitet hat, waren und sind unsere treuen Mitglieder, die uns immer wieder Zuwendungen und Vertrauen geschenkt haben: herzlichsten Dank Euch allen! Manche sind von uns gegangen, über all die Jahre nur wenige aus dem Verein ausgetreten. Großartige Kooperationen sind immer wieder entstanden, ein lebendiger Austausch mit anderen Vereinen, Gruppen, Menschen, dazu die umsichtige und kompetente Arbeit unserer Geschäftsführerin Elise Kopper (seit 6 Jahren) und unserer engagierten Praktikantinnen. Und nun, auf der vorletzten Mitgliederversammlung im November 2019, konnten wir, die „Friedens-Seniorinnen“, den Stab an einen neuen, jungen Vorstand abgeben!
Ich habe große Zuversicht, dass es weiter gehen wird und dass es ein guter Weg ist, der da vor uns liegt. Wir können ihn gemeinsam beschreiten, auch wenn die Ungerechtigkeit in der Welt und die verbreitete Kriegslüsternheit sehr weh tun. „Gemeinsam sind wir stark!“ – das war unser Motto von Anfang an. Dazu unser Leitsatz:
Kriege werden von Menschen gemacht. Frieden auch.
Lasst uns weiterhin in diesem Sinne engagiert sein!
Und natürlich hoffen wir, dass wir es schaffen, noch in diesem Jahr zusammen zu feiern!
Mit herzlichen Friedensgrüßen von Haus zu Haus
Ihre/Eure
Heide Schütz,
(nunmehr Ehrenvorsitzende des Frauennetzwerk für Frieden e.V.)
Fotos:
Bild des FNF-Vorstands um 2001 in Bonn; von links nach rechts unten: Inge Heyl, stellvertr. Vorsitzende, Elisabeth Dankowski, Beisitzerin, Lieselotte Engmann, Schatzmeisterin, Anna Maria Mayntz, 2. stellvertretende Vorsitzende; oben hinten links nach rechts: Heide Schütz,Vorsitzende, Dorit Kern, Lydia Rosin (Beisitzerinnen)
Bild von der Gründung des Forum Crisis Prevention um das Jahr 2006 in Bonn; von links nach rechts: Frieder Schöbel, Friedenszentrum Braunschweig, Regine Mehl, Friedenswissenschaftlerin, Heide Schütz, FNF, Dr. Reiner Steinweg, Friedenswissenschaftler