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"The untold stories of the Polygon": Unsere Veranstaltung zu Atomwaffentests in Kasachstan

Kasachstan2Am 29. August 1949 testete die Sowjetunion ihre erste Atombombe im Atomwaffentestgelände Semipalatinsk nahe der Stadt Kurtschatow im heutigen Kasachstan. Von 1949 bis 1989 wurden hier 496 nukleare Bombentests durchgeführt - davon 120 oberirdisch und 347 unterirdisch – stets ohne Rücksicht auf die Gesundheit und Sicherheit der Lokalbevölkerung oder der Umwelt. Erst Jahrzehnte später, am 29. August 1991, erfolgte
die Stilllegung des Atomwaffentestgeländes.

Am 20. August 2024 organisierten wir in Kooperation mit dem Netzwerk Friedenskooperative eine Infoveranstaltung zu eben diesen Atomwaffentests in Kasachstan. Premiere hatte dabei der Veranstaltungsraum, denn zum ersten Mal fand eine FNF-Veranstaltung im „Leerstand als Begegnungsraum“ in der Brüdergasse statt.

Zum Einstieg zeigten wir den 20-minütigen Dokumentarfilm “I want to live on: The untold stories of the Polygon”, welcher über die persönlichen Geschichten, die bleibenden Schäden und das Leid der Anwohner*innen und der ihnen folgenden Generationen des Atomwaffentestgebiets berichtet. Der Film hat bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Erzählungen der Betroffenen waren erschütternd. Viele berichteten von Krebserkrankungen, Impotenz und Fehlgeburten bis hin zu genetischen Schäden und Missbildungen sowie geistiger Behinderung. Und betroffen sind nicht nur die Menschen, die zum Zeitpunkt der Tests schon gelebt haben, sondern auch ihre Kinder und deren Kinder. Studien zeigen, dass solch eine Strahlenbelastung durchschnittlich über sieben Generationen weitergegeben wird. Aus den Erzählungen im Film lernten wir außerdem, dass ein Zugang zu staatlicher Unterstützung nur den wenigsten offensteht.

Im Anschluss an den Film berichtete unsere Vorsitzende Annegret Krüger, hauptamtlich Mitarbeiterin des Netzwerk Friedenskooperative, von ihren persönlichen Eindrücken einer Studienreise nach Kasachstan, die sie im Mai dieses Jahres als Teil einer Delegation von ICAN Deutschland unternommen hatte. Wir lernten, dass sich noch während der Testzeit eine Gegenbewegung bildete, die auch mit Grund war, dass die kasachische Regierung nach dem Zerfall der Sowjetunion alle Atomwaffen abgab. Heute zählt Kasachstan auf Staatenebene als Vorreiter der atomaren Abrüstung. Nach dem Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag 1993 ist Kasachstan seit 1995 atomwaffenfrei und hat die Bemühungen um eine Welt ohne Kernwaffen seitdem zu einem Eckpfeiler der Außenpolitik gemacht. Dieser Standpunkt in der Außenpolitik steht jedoch leider der mangelnden Unterstützung der Betroffenen im eigenen Land gegenüber. Annegret erklärte, dass diese Doppelmoral von der Lokalbevölkerung häufig kritisiert wird.

Zum Schluss beantwortete Annegret noch Fragen aus dem Publikum. Besonders die Position Kasachstans als atomwaffenfreies Land, eingeengt zwischen den beiden Atommächten Russland und China, war ein Thema, das die rund 15 Anwesenden interessierte. Und auch ob die Verantwortung für die Folgen der Atomwaffentests bei der russischen Regierung, als Rechtsnachfolger der Sowjetunion, gesehen wird, wurde angesprochen.

Für alle, die das Thema interessiert und bei der Veranstaltung nicht dabei sein konnten, empfehlen wir das Buch “Atomic Steppe. How Kazakhstan gave up the bomb” von Togzhan Kassenova. Den Film “I want to live on” findet man frei zugänglich hier auf YouTube.

Wir danken allen Beteiligten für diese spannende Veranstaltung! Ein besonderer Dank geht an unsere Vorsitzende Annegret, die von ihren Eindrücken aus Kasachstan erzählt hat, und an das Team des “Leerstand als Begegnungsraum”, das uns freundlich aufgenommen hat. Wir hatten einen schönen Abend in eurem Raum und werden sicherlich wieder kommen.

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      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
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      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn