Wir können in diesem Krieg nur gewinnen, wenn wir uns einig sind, NICHT zu kämpfen, wenn wir NICHT die Sprache des Krieges und des Hasses sprechen, wenn wir NICHT der Vorstellung zustimmen, dass Menschenrechte nichts bedeuten, dass sie nicht universell sind.
von Olga Karatch, Belarusische Aktivistin, Gründerin von Nash Dom, zum internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung 2023 in Berlin (die volle Rede findet sich hier).
Unser Friedenszitat diesen Monat haben wir bewusst gewählt um Aufmerksamkeit für Olga Karatchs aktuelle Situation zu erzeugen.
Olga Karatch, geboren 1979 in Witebsk, Belarus, hat einen Weg des Aktivismus eingeschlagen, der von unerschütterlicher Hingabe und Widerstandskraft geprägt ist. Ihr Weg begann als politisch aktive Studentin, danach war sie als oppositionelle Abgeordnete im Stadtrat. Mittlerweile ist sie als außerparlamentarische Friedensaktivistin und Menschenrechtsverteidigerin aktiv.
Ende 2005 gründete Olga die Organisation Nash Dom (dt.: Unser Haus). Ursprünglich zur Wahrung der Rechte von Mieter*innen in staatlichen Gebäudekomplexen gedacht, hat sich die Organisation inzwischen zu einem beachtlichem Netzwerk belarusischer Aktivist*innen entwickelt. Nash Dom ist heute eine Institution, die konstruktive Kritik an der lokalen Politik übt, sich für Transparenz in der Politik einsetzt und die Rechenschaftspflicht von Politiker*innen einfordert. Zusätzlich leistet Nash Dom auch viel Informationsarbeit und leistet den Aktivist*innen in Belarus wichtige Unterstützung.
Olgas Eifer für Veränderung ist ungebrochen, obwohl sie mittlerweile im litauischen Exil lebt, von wo aus sie die Aktivitäten von Nash Dom koordiniert. Ihr Aktivismus hat sie in Belarus ins Rampenlicht gerückt, besonders in ihrer Heimatstadt ist sie bekannt für ihre Arbeit. Dies brachte ihr wiederholte Verhaftungen und Angriffe auf ihre Person ein. Aber auch im Exil hat Olga nicht an Einfluss verloren. Im Jahr 2022 initiierte sie die Kampagne "NO means NO", die sich an belarusische Wehrpflichtige richtete und sie aufforderte, den Militärdienst zu verweigern, um ein Eingreifen ihres Landes in den Krieg gegen die Ukraine zu verhindern oder zumindest zu erschweren.
Mit dieser Kampagne hat sich Olga auch in Litauen unbeliebt gemacht. Zuletzt wurde ihr Asylantrag abgelehnt und obwohl ihr noch Aufenthalt für ein weiteres Jahr gewährt wurde, droht ihr die Auslieferung nach Belarus. Dort wird sie als "Terroristin" eingestuft und ihr könnte im schlimmsten Falle die Todesstrafe drohen.
Angesichts der Herausforderungen hat sich Olga Karatch mit der Bitte um Unterstützung an die Öffentlichkeit gewandt. Unter dem Hashtag #protection4olga wird in den sozialen Medien auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht. Außerdem wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die enormen Anwaltskosten für den Einspruch gegen die Entscheidung der litauischen Behörden zu decken. Alle Informationen dazu, wie gespendet werden kann, finden sich auf dieser Webseite.
Eine internationale Unterstützungsgruppe, zu der neben dem Bund für Soziale Verteidigung (in dem das FNF Mitglied ist) auch Connection e.V., die War Resisters' International, das European Bureau for Conscientious Objection, IPB und die Versöhnungsbundzweige aus Österreich und Italien gehören, hat in Absprache mit Olga eine Kampagne zu ihrem Schutz zu starten. Diese besteht neben einem Aufruf aus einer Briefvorlage, die an die belarusische Regierung geschickt werden kann um sich für Olgas Situation einzusetzen. Der Kampagnentext und eine Briefvorlage sind auf der Webseite des BSV zu finden.