Philosophisches Café "Frauen stiften Frieden" - Kant lesen? Kant lesen!

Gesprächsrunde zu philosophischen, sozialen und politischen Aspekten einer grundsätzlichen Friedenspolitik.
Ein Bericht von Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V., zu dem Philosophischen Café vom 03.06.2017

Kant lesen?
Kant lesen!

Im Jahr 1795  veröffentlichte Immanuel Kant seine Schrift „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“. Diese Schrift war sofort ein großer Erfolg, sie wurde intensiv – auch kritisch – diskutiert und in viele Sprachen übersetzt. Und heute?

Heute in Zeiten einer dramatisch zunehmenden Bedrohung des Weltfriedens stellt diese Schrift eine erstaunlich aktuelle, philosophische Argumentation für die Herstellung und Wahrung von Frieden auf lokaler, regionaler und globaler Ebene dar. Die wichtigste Voraussetzung für Frieden ist nach Kant, die Zügelung der Macht auf der Grundlage von Absprachen und Regelungen unter den Menschen. Frieden ist kein Naturzustand, denn die menschliche Natur hat auch bösartige und grausame Züge. Der gesellschaftliche Zusammenhang aller Individuen ermöglicht es, Vereinbarungen, wie z.B. Gesetze, zu beschließen, mit denen ein Miteinander gestaltet werden kann. Ihre Einhaltung muss garantiert und immer wieder durchgesetzt werden.
Die drei Ebenen des Friedens beschreibt Kant in Form von  Präliminarien und Definitivartikeln und gibt seiner Schrift damit die Form eines Friedensvertrags. Sein Argument, dass der Frieden auf der Ebene des einzelnen Staats, mit dem Frieden zwischen den benachbarten Staaten und schließlich als Weltfrieden nicht von einander zu trennen sind, ist für uns längst eine unumstößliche Einsicht geworden. Nur so kann Nachhaltigkeit entstehen. Und das sind die Bedingungen für einen wirklichen Friedensschluss:

1.    Ein Friedensschluss darf nie mit der insgeheimen Absicht, Stoff für einen zukünftigen Krieg zu beinhalten, geschlossen werden.
2.    Kein Staat darf von einem anderen erworben werden können.
3.    Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören.
4.    Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.
5.    Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staats gewalttätig einmischen.
6.    Es soll sich kein Staat im Kriege mit dem anderen solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.

Hier kann nicht auf jeden einzelnen Punkt eingegangen werden. In unserer Zeit, in der verlogene Diplomatie, Denken in politischen Lagern, Interventionen aller Art, verbrecherische Waffenexporte u.a. fester Bestandteil von Politik sind, merken wir, wie fragil unser Frieden ist. Wir haben besonders den 6. Punkt  intensiv diskutiert. Wie viel Versöhnungsarbeit wäre nötig, statt alte Feindbilder immer wieder neu zu bedienen. Wenn die sechs Präliminarien nicht eingehalten werden, so Kant, dann haben wir keinen Frieden, sondern höchstens einen lumpigen Waffenstillstand, der jederzeit wieder zu einem neuen Krieg führen kann. Frieden muss gestiftet werden, er ist immer bedroht und muss immer hergestellt und bewahrt werden. Drei politische Voraussetzungen sind dabei unerlässlich:

1.    Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.
2.    Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein.
3.    Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein


Frieden erfordert nach Kant eine moralische Verfasstheit und Haltung, die u.a. auch Bertha von Suttner einfordert und die wir heute Friedensfähigkeit nennen würden. Mit scharfen Worten verurteilt Kant deshalb auch Machtmissbrauch, Zügellosigkeit und Menschenverachtung auf Seiten der Herrschenden. Frieden ist für ihn unauflösbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Er geißelt den Verkauf von Soldaten an andere Staaten ebenso wie die räuberische Ausbeutung von Menschen anderer Kontinente durch Kolonialherren.  Es ist immer wieder bemerkenswert, wie viel Aktualität in seinen Gedanken ist. Zu der für uns momentan so wichtige Frage des Umgangs mit geflüchteten Menschen führt Kant aus: „Es ist hier wie in den vorigen Artikeln nicht von Philanthropie sondern von Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings seiner Ankunft auf dem Boden eines anderen wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, solange er sich aber auf seinem Platz friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen. (...) Es ist ein Besuchsrecht, welches allen Menschen zusteht, sich zur Gesellschaft anzubieten vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde, auf der als Kugelfläche sie sich nicht ins Unendliche zerstreuen können, sondern endlich sich doch nebeneinander dulden müssen, ursprünglich aber niemand an einem Orte der Erde sein mehr Recht hat, als der andere.“

Zum Nachlesen: Immanuel Kant „Zum ewigen Frieden“

Das Philosophische Café findet in unregelmäßiger Folge im Alex-Treff, Berlin statt. Es wurde initiiert von Ruth Grünbaum, Baha’i Frauenforum und Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V.
Die Zusammenfassung gibt die während des Treffens diskutierten Themen wieder.

Abendsymposium "Vom Frieden her denken und handeln" - Freitag, 17.11.17 in Bonn

„Vom Frieden her denken und handeln“ – das ist leichter gesagt als getan. Sowohl, wenn wir über internationale Konflikte sprechen, als auch, wenn es um Konflikte und Probleme in Abendsymposiumunserem persönlichen Umfeld und Alltag geht. Was bedeutet es, in einer „Logik des Friedens“ zu denken? Was bedeutet es, eine „Kultur des Friedens“ zu schaffen? Welche Paradigmenwechsel, welche Menschenbilder liegen dem zugrunde? Und was braucht es, um einen friedenslogisch-friedenskulturellen Paradigmenwechsel in uns und anderen herbeizuführen? In unserem Abendsymposium „Vom Frieden her denken und handeln: Alternativen zur Sicherheitslogik und Gewaltkultur“ am Freitag, dem 17.11.2017, von 16:15 Uhr bis 21:00 Uhr, wollen wir uns diesen Fragen nähern und haben dazu Referent*innen eingeladen, die sich sowohl wissenschaftlich mit einer Friedensperspektive in ihren Disziplinen auseinandersetzen als auch damit, wie man ganz praktisch den Frieden im eigenen Umfeld sichtbar machen und ihm näher kommen kann.

Referent*innen: Prof. em. Peter van den Dungen (University of Bradford), Dr. Susanne Jalka (Universität für angewandte Kunst Wien), Katarina Marej (Doktorandin) und Beate Roggenbuck (Plattform Zivile Konfliktbearbeitung).

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden im Rahmen des Projekts „Friedenslogik weiterdenken“ der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung dokumentiert und weiterverarbeitet. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn, die Stiftung Apfelbaum sowie im Rahmen des Projekts „Friedenslogik weiterdenken“ der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung durch Bundesmittel des Programms zivik – Zivile Konfliktbearbeitung des ifa Institut für Auslandsbeziehungen. Wir danken herzlich für diese Unterstützung!

Weitere Informationen gibt es hier.

Newsletter Juli bis September 2017

Mit viel Freude können wir Ihnen den aktuellen Newsletter (Juli-September) des FNF präsentieren - Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

 Screenshot Newsletter 3 2017

Diesen Sommer hat es viele tolle Aktionen und Veranstaltungen rund ums FNF gegeben. In dem Newsletter berichten wir unter anderem über die diesjährige Kampagne „Stopp Airbase Rammstein“ oder den erneuten Besuch von Rebecca Lolosoli, die Friedensschifffahrt aus Anlass des 10-Jährigen Jubiläums der Bonner Friedenstage und viele weitere Aktivitäten.

Außerdem gratulieren wir der internationalen Kampagne zur Abschaffung aller Atomwaffen ICAN zum Friedensnobelpreis und zum Anita-Augspurg-Preis „Rebellinnen gegen den Krieg“ durch die IFFF/WILPF.

Nicht zu vergessen: die Terminvorschau! Sehr spannend wird das intensive Wochenende 17./18.11. Mit dem hoch karätig besetzten Abendsymposium „Vom Frieden her denken und handeln“, der Wiederbegegnung mit Anna Gyorgy, die zurück aus den USA zum Thema Trump und Klimakonferenz referieren wird, sowie unserer diesjährigen Mitgliederversammlung mit neuen Informationen zur Zukunft des FNF. Wir haben wieder viel vor!

Kolumbianische Friedensaktivistin zu Gast in Bonn

Das waren zwei ungemein spannende Stunden am Donnerstag, dem 19.10.2017, im Internationalen Frauenzentrum Bonn (ifz)! Die Aktivistin Sandra Isaza Giraldo aus Kolumbien war auf Einladung des FNF, des ifz, des Lateinamerikazentrums Bonn und des Vereins Wissenskulturen zu Gast in Bonn und erzählte packend von ihrer gleichermaßen friedenspolitischen wie friedenspädagogischen Arbeit in ihrer Heimat. Ihr feministisch-antimilitaristisches Netzwerk „Red Feminista Antimilitarisma“ betreibt Sandra Heide ConstanzaBasisarbeit in den Barrios von Medellín. Gewaltprävention und die Bekämpfung der patriarchalen Gewaltkultur stehen genauso auf ihrer Agenda wie die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Formulierung einer Friedenskultur – sowohl im öffentlich-politischen wie im privat-häuslichen Bereich. Die Frauen leisten unglaublich beeindruckende und mutige Arbeit in einem Umfeld, in dem sie als linke Aktivistinnen auch immer wieder direkter Gewalt ausgesetzt sind. Wir sind sehr froh, dass Sandra auf ihrer Deutschlandreise auch einen Stopp in Bonn gemacht und uns von ihrem Engagement berichtet hat!

Und falls auch ihr eure Solidarität zeigen möchtet: Das ifz will einen Arbeitskreis Kolumbien einrichten, in dem überlegt werden soll, wie wir hier in Deutschland die Arbeit der Frauen in Kolumbien unterstützen können. Meldet euch dazu einfach beim ifz, jede*r ist willkommen!

Foto, von links nach rechts: Heide Schütz (FNF), Sandra Isaza Giraldo (Red Feminista Antimilitarista), Constanza Paetau (ifz)

Praktikum im FNF- Zwei Erfahrungsberichte

… von Miyuki Nakano, Praktikantin beim FNF März-April 2017
Miyuki Nakano den haag friedenspalast

Durch mein Praktikum beim FNF konnte ich die Frauenfriedensarbeit unterstützen und selbst einen kleinen Beitrag dazu leisten. Das Aufgabenspektrum war vielfältig und umfasste Tätigkeiten wie die Pflege der FNF-Facebookseite oder die vorbereitende Recherche zu einer Veranstaltung zur Friedenslogik. Langweilig war mir nie, denn beim FNF gibt es immer etwas zu tun! Während meines Praktikums hatte ich auch die Möglichkeit, an einer Tagung zum Thema „Sozialer Frieden“ teilzunehmen. Die spannenden Geschichten aus dem Arbeitsalltag der Friedensarbeiter*innen werden mir stets in Erinnerung bleiben. Heide und Elise möchte ich für die herzliche und persönliche Betreuung und die Gelegenheit, ein Praktikum beim FNF zu machen, von Herzen danken!

Rechts: Friedensbotschaften am Friedenspalast in Den Haag, fotografiert von Miyuki Nakano

 

… und von Kira Lizza, Praktikantin beim FNF Juli-Oktober 2017

Kira Marlene RebeccaIn diesem Sommer habe ich mein Teilzeitpraktikum beim FNF gemacht. In dieser Zeit habe ich eine Menge über Friedens- und Vernetzungsarbeit lernen können. Im Fokus stand in diesem Zeitraum die Planung der Bonner Friedenstage, insbesondere der Friedensschifffahrt, des Bonner Friedenslaufes und der Veranstaltung mit Rebecca Lolosoli. Dadurch habe ich neben der Organisation größerer Veranstaltung auch die internationale Arbeit des FNF kennengelernt und hatte die Möglichkeit darüber hinaus noch weitere Veranstaltungen zu besuchen, auf denen ich vielen interessanten und netten Leuten begegnet bin.

Während des Praktikums habe ich es als besonders großartig und bereichernd empfunden, dass ich von Anfang an komplett mit in die Organisation und Entscheidungsfindung mit einbezogen wurde und bei allem dabei sein konnte, wie zum Beispiel beim Pressegespräch der Bonner  Friedenstage oder der Telefonkonferenz des FNF-Vorstands. Auf diese Weise habe ich viel über die Vereinsarbeit, z.B.  die Finanzierung von Projekten, die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch die Koordination verschiedener Interessen, erfahren.

Daneben habe ich auch Büroarbeit, die täglich so anfällt, wie E-Mails schreiben, Telefonate führen, Arbeit an der FNF-Website etc. übernommen. Das hat mir einen Überblick über die unterschiedlichen Akteur*innen der Friedensarbeit verschafft. Alles in allem war das Praktikum eine tolle Erfahrung und hat mir sehr viel Spaß gemacht.


Liebe Miyuki, liebe Kira, auch wir danken euch für eure tolle Arbeit und wünschen euch für eure weiteren Pläne alles Gute! Wir hoffen, dass wir auch weiterhin in Verbindung bleiben.
Ab Januar 2018 haben wir wieder einen freien Praktikumsplatz – wir freuen uns über Bewerbungen!

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn