Friedenszitate

Seit September 2005 stellt das Frauennetzwerk für Frieden hier jeden Monat ein Friedenszitat ein. Auf diese Weise wollen wir sowohl Menschen, die sich für Frieden einsetzen oder eingesetzt haben, eine Stimme verleihen, als auch Euch zum Nachdenken anregen, inspirieren und ermutigen.

August 2023

Wir können in diesem Krieg nur gewinnen, wenn wir uns einig sind, NICHT zu kämpfen, wenn wir NICHT die Sprache des Krieges und des Hasses sprechen, wenn wir NICHT der Vorstellung zustimmen, dass Menschenrechte nichts bedeuten, dass sie nicht universell sind.

von Olga Karatch, Belarusische Aktivistin, Gründerin von Nash Dom, zum internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung 2023 in Berlin (die volle Rede findet sich hier).

Unser Friedenszitat diesen Monat haben wir bewusst gewählt um Aufmerksamkeit für Olga Karatchs aktuelle Situation zu erzeugen. 

Olga Karatch, geboren 1979 in Witebsk, Belarus, hat einen Weg des Aktivismus eingeschlagen, der von unerschütterlicher Hingabe und Widerstandskraft geprägt ist. Ihr Weg begann als politisch aktive Studentin, danach war sie als oppositionelle Abgeordnete im Stadtrat. Mittlerweile ist sie als außerparlamentarische Friedensaktivistin und Menschenrechtsverteidigerin aktiv. 

Ende 2005 gründete Olga die Organisation Nash Dom (dt.: Unser Haus). Ursprünglich zur Wahrung der Rechte von Mieter*innen in staatlichen Gebäudekomplexen gedacht, hat sich die Organisation inzwischen zu einem beachtlichem Netzwerk belarusischer Aktivist*innen entwickelt. Nash Dom  ist heute eine Institution, die konstruktive Kritik an der lokalen Politik übt, sich für Transparenz in der Politik einsetzt und die Rechenschaftspflicht von Politiker*innen einfordert. Zusätzlich leistet Nash Dom  auch viel Informationsarbeit und leistet den Aktivist*innen in Belarus wichtige Unterstützung.

Olgas Eifer für Veränderung ist ungebrochen, obwohl sie mittlerweile im litauischen Exil lebt, von wo aus sie die Aktivitäten von Nash Dom  koordiniert. Ihr Aktivismus hat sie in Belarus ins Rampenlicht gerückt, besonders in ihrer Heimatstadt ist sie bekannt für ihre Arbeit. Dies brachte ihr wiederholte Verhaftungen und Angriffe auf ihre Person ein. Aber auch im Exil hat Olga nicht an Einfluss verloren. Im Jahr 2022 initiierte sie die Kampagne "NO means NO", die sich an belarusische Wehrpflichtige richtete und sie aufforderte, den Militärdienst zu verweigern, um ein Eingreifen ihres Landes in den Krieg gegen die Ukraine zu verhindern oder zumindest zu erschweren. 

Mit dieser Kampagne hat sich Olga auch in Litauen unbeliebt gemacht. Zuletzt wurde ihr Asylantrag abgelehnt und obwohl ihr noch Aufenthalt für ein weiteres Jahr gewährt wurde, droht ihr die Auslieferung nach Belarus. Dort wird sie als "Terroristin" eingestuft und ihr könnte im schlimmsten Falle die Todesstrafe drohen.

Angesichts der Herausforderungen hat sich Olga Karatch mit der Bitte um Unterstützung an die Öffentlichkeit gewandt. Unter dem Hashtag #protection4olga wird in den sozialen Medien auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht. Außerdem wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die enormen Anwaltskosten für den Einspruch gegen die Entscheidung der litauischen Behörden zu decken.  Alle Informationen dazu, wie gespendet werden kann, finden sich auf dieser Webseite.

Eine internationale Unterstützungsgruppe, zu der neben dem Bund für Soziale Verteidigung (in dem das FNF Mitglied ist) auch Connection e.V., die War Resisters' International, das European Bureau for Conscientious Objection, IPB und die Versöhnungsbundzweige aus Österreich und Italien gehören, hat in Absprache mit Olga eine Kampagne zu ihrem Schutz zu starten. Diese besteht neben einem Aufruf aus einer Briefvorlage, die an die belarusische Regierung geschickt werden kann um sich für Olgas Situation einzusetzen. Der Kampagnentext und eine Briefvorlage sind auf der Webseite des BSV zu finden

Juli 2023

Even in the midst of crisis, we need to plant the seeds for peace.

Ray Acheson, Autor*in und Aktivist*in bei der Women*s International League for Peace and Freedom (WILPF)

Auf Deutsch: "Auch inmitten einer Krise müssen wir die Saat für den Frieden säen." Das Zitat stammt aus dem immer noch lesenswerten Meinungsbeitrag "End war, build peace", den Ray Acheson im März 2022 unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine für die Website der WILPF geschrieben hat.

Juni 2023

Öffnet euer Herz und nehmt die Menschen auf, die bis vor eure Haustür fliehen.

Tima Kurdi, Tante von Alan Kurdi, der 2015 auf der Flucht nach Europa ertrank. Das Bild des kleinen Jungen in blauer Hose und rotem T-Shirt, der tot am Strand lag, das Gesicht im Sand, ging damals um die Welt. Tima Kurdi setzt sich seitdem für die Rechte von Menschen auf der Flucht ein.

Das Zitat stammt aus einem Statement, das das Bündnis United4Rescue, dem auch das FNF angehört, zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2023 veröffentlicht hat. Das Statement in voller Länge findet ihr auf den Social Media-Kanälen von United4Rescue, zum Beispiel hier auf Instagram.

Mai 2023

So wie Kriege in den Köpfen der Menschen beginnen, so muss in den Köpfen der Menschen auch die Verteidigung des Friedens entstehen.

aus der Erläuterung zum Tag des friedlichen Zusammenlebens ("International Day of Living Together in Peace") der Vereinten Nationen am 16. Mai, bezugnehmend auf die Verfassung der UNESCO von 1945.

Englisches Original: "[...] since wars begin in the minds of men, it is in the minds of men that the defences of peace must be constructed; [...]

Ein Dank für die Inspiration geht an die Kolleg*innen des Forum Ziviler Friedensdienst, die das Zitat für die Ausgabe 02/23 ihres Magazins ausgewählt haben.

April 2023

Frieden muss verhandelt werden.

Die Ostermärsche sind ein fester Bestandteil der Friedens-und  Protestbewegung. Ihre Ursprünge gehen auf britische Atomwaffengegner*Innen in den 1950er Jahren zurück. Die Campaign for Nuclear Disarmament engagierte sich gegen den Atomkrieg und Nuklearwaffen. Friedensaktivisten*Innen der Internationale der Kriegsdienstgegner*Innen organisierten an Ostern 1958 einen Marsch von London und mobilisierten dabei rund 10.000 Menschen. Daraufhin entstanden diese Demonstrationsmärsche auch  in westeuropäischen Ländern und finden dort  bis heute noch zu Ostern statt.

Das Friedenszitat ist der Titel der diesjährigen bundesweiten Ostermarschanzeige.

März 2023

#TomorrowIsTooLate

Wie hängt das (globale) Klima mit Frieden und sozialer Gerechtigkeit zusammen?
Die Klimakrise, welche sich durch vermehrte extreme Trockenheit, Wassermangel, extreme Wetterereignisse und steigende Meeresspiegel zeigt, beinhaltet neben ihrer globalen und ökologischen Dimension auch eine soziale und wirtschaftliche. Dazu gehören zum Beispiel existierende Ungerechtigkeiten "wie struktureller Rassismus, Sexismus, Klassismus, (Neo-)Kolonialismus" sowie Armut. Der Zusammenschluss dieser Dimensionen hat direkten Einfluss auf die gesellschaftliche Verteilung von Klimafolgen. Dabei sind insbesondere die Bevölkerungsgruppen am schwersten betroffen, welche in bereits prekären Umständen (über-)leben müssen. Der Klimawandel wirkt somit verstärkend auf viele Arten von Konflikten und  wirkt dementsprechend gefährdend  auf die persönliche Sicherheit und Überlebenschancen von einzelnen Menschen, ganzer Gesellschaften und auf den Frieden untereinander.

Hinter dem globalen Klimastreik steht die Fridays For Future Bewegung, die in den vergangenen Jahren immer freitags zum (Schul-) Streik aufgerufen hat. Der deutsche Ableger von FFF versteht sich als eine überparteiliche und solidarische Bewegung von Klimaaktivist*innen. In ihren Forderungen für Deutschland ist die Einhaltung der 1,5°C-Grenze besonders präsent. Weitere Forderungen beinhalten u.a. den "sozialverträglichen Ausstieg aus allen fossilen Energien", die "Beseitigung aller (politischen) Ausbaubremsen für Sonnen- und Windenergie" und das Übernehmen von globaler Verantwortung.

Um auf diese konkreten Forderungen aufmerksam zu machen, die Unterstützung aus der deutschen Bevölkerung zu demonstrieren sowie die neue Bundesregierung zum Handeln zu bewegen, dient der globale Klimastreik am 03. März 2023. Dieser findet in mehr als 180 Städten in Deutschland statt. Wie auch im letzten Jahr, nimmt das FNF wieder am globalen Klimastreik 2023 in Bonn teil (mehr Infos hier). Dafür haben wir das diesjährige Motto #TomorrowIsTooLate als unser Friedenszitat des Monats ausgewählt.

Februar 2023

Nie wieder Krieg!

Käthe Kollwitz (1867-1945)

Käthe Kollwitz war Künstlerin, Pazifistin und eine moderne Frau ihrer Zeit. Mit ihren Werken setzte sie sich gegen soziales Elend und Krieg ein und ist somit auch 75 Jahre nach ihrem Tod noch aktuell. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Kriegsgeschehen, wie dem Fall einer ihrer Söhne während des Ersten Weltkriegs (1914-1918), veranlasst sie, sich der Wirkung von Holzschnitten zuzuwenden, um so das Thema Krieg künstlerisch aufzuarbeiten.

Das Friedenszitat für den Februar stammt von einem der bekanntesten Werke Kollwitz. Das berühmte Plakat von 1924 mit dem Aufdruck „Nie wieder Krieg!“ zeigt eine junge Person mit einem Protestschrei auf den Lippen und zwei Finger in die Luft gestreckt. Dieses Werk gehört mittlerweile zu den Ikonen der Friedensbewegung. Unter dem Nazi-Regime erfährt Kollwitz Repressalien und es wird ihr während des Zweiten Weltkrieges mit dem Konzentrationslager gedroht. Sie stirbt am 22 April 1945.

Im bedrückenden Licht des 1. Jahrestages des Ukrainekrieges am 24. Februar scheint die Forderung der Künstlerin an Aktualität und Dringlichkeit behalten zu haben. Wir als Frauennetzwerk für Frieden stellen uns hinter diese zeitlose Forderung für ein friedliches Miteinander.

Hier geht es zum Plakat.

Januar 2023

We will not build a peaceful world by following a negative path. It is not enough to say  “We must not wage war.” It is necessary to love peace and sacrifice for it. We must concentrate not merely on the negative expulsion of war, but on the positive affirmation of peace.

Martin Luther King Jr. (1929-1968)

Frei übersetzt: "Wir werden keine friedliche Welt aufbauen, indem wir einem negativen Weg folgen. Es reicht nicht zu sagen „Wir dürfen keinen Krieg führen“. Es ist notwendig, den Frieden zu lieben und dafür Opfer zu bringen. Wir dürfen uns nicht nur auf die negative Vertreibung des Krieges konzentrieren, sondern auf die positive Bejahung des Friedens."

Der US-amerikanische Bürgerrechtler setzte sich bis zu seiner Ermordung am 4. April 1968 friedlich gegen die Rassentrennung und -diskriminierung in den Staaten ein. Mit dem Aufkommen der Proteste gegen Rassendiskriminierung insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde Martin Luther King in den 1950ern zum Leiter der Bewegung ernannt. Mit Erfolg: Nach 381 Tagen mit anhaltenden Protesten, verbot der Oberste Gerichtshof Rassentrennung in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Von dort an reiste Martin Luther King durch die amerikanischen Südstaaten, hielt Reden und organisierte weitere friedliche Protestaktionen. 

Das Jahr 1963 beinhaltet den Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung, den „Marsch auf Wahington“, mit mehr als 250.000 Teilnehmen, währenddessen Martin Luther King auch seine berühmte und bedeutende Rede "I have a dream" ("Ich habe einen Traum") hielt. 1964 wurde schließlich der "Civil Rights Act" in den USA verabschiedet, ebenfalls erhielt King im selben Jahr den Friedensnobelpreis für seinen Aktivismus.

Anlässlich des jährlichen Martin Luther King Day am 16. Januar und seinem 55. Todestag, lud das Frauennetzwerk für Frieden e.V. zu einer Diskussion mit der US-amerikanischen Aktivistin Anna Gyorgy ein. Thema dabei war das Erbe Martin Luther Kings, Demokratie in den USA heute und der Kampf gegen das, was King "die riesigen Drillinge Rassismus, Materialismus und Militarismus“ nannte.

Dezember 2022

Hoffnung ist harte Arbeit. Radikale Zuversicht ist ein Akt des Widerstandes.

Luisa Neubauer, geb. 1996 in Hamburg, deutsche Klimaschutz-Aktivistin.

Gemeinsam mit ihrer Oma Dagmar Reemtsma, Jahrgang 1933, veröffentlichte Luisa Neubauer im Herbst 2022 das Buch "Gegen die Ohnmacht. Meine Großmutter, die Politik und ich".

Aus der Beschreibung des Klett-Cotta-Verlags:

"Dagmar Reemtsma ist fast 90, sie ist ein Kriegskind. Ihre Enkelin Luisa Neubauer ist in Friedenszeiten aufgewachsen, doch ihre Generation ist durch die ökologische Zerstörung bedroht. Sie beide verbindet ihr Einsatz gegen die Ohnmacht angesichts der ­Krisen und Kriege der Welt. In diesem Buch erzählen sie ­erstmals ihre persönliche und politische Geschichte. Zwei außergewöhnliche Frauen und Aktivistinnen, hundert Jahre Geschichten gegen die Ohnmacht – eine Verschwisterung über die Generationen."

November 2022

Jin, Jiyan, Azadî

Übersetzt: Frau, Leben, Freiheit. 

"Frau, Leben, Freiheit" ist ein Slogan der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung, der die besondere politische und gesellschaftliche Bedeutung von Frauen hervorhebt. Weltweit bekannt wurde er seit dem Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Jina „Mahsa“ Amini, die am 16. September 2022 im Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei misshandelt und ermordet wurde. Sie stammte aus Saqqez in der Provinz Kurdistan und gehörte der kurdischen Minderheit an, die im Iran besonderer Verfolgung ausgesetzt ist. Die Nutzung des Slogans unterstreicht das feministische Bewusstsein der Revolutionsbewegung im Iran.

Seit dem Tod von Jina Amini protestieren im Iran täglich tausende Menschen. Ihre Proteste richten sich nicht nur gegen den Zwang, ein Kopftuch zu tragen, sondern gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen der iranischen Regierung und gegen die Regierung selbst. Ziel ist nichts weniger als eine Revolution. Zuverlässige Daten zu den Todesopfern der Proteste gibt es nicht, Menschenrechtsorganisationen wie Iran Human Rights gehen von mindestens 215 Todesopfern aus, darunter 27 Kinder. Weltweit und auch in Deutschland finden seit Wochen Aktionen, Demonstrationen und Mahnwachen in Solidarität mit den Menschen im Iran statt.

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn